Hallo zusammen,
Gestern fand das 1. German Armagnac Festival in Stuttgart statt und Ich wollte diesen Thread nutzen ein paar Gedanken zu sortieren und meinen Dank an die Organisatoren auszusprechen.
Vorab: Vielen Dank an @Junsas @Oliver @RobBauer und das restliche Team rund um Grape of the Art!!!
Die Location selbst befand sich in Stuttgart-Untertürkheim, daß wir durch die Eigenarten der DB leider erst etwas verspätet erreichen konnten. Als wir um ca. 13:15 eintrafen, fiel uns direkt auf, daß nicht viele Stände vor Ort waren. Ich schätze mal zwischen 15-20 Ständen. Meine Freundin wunderte sich schon, wie wir hier den “ganzen” Tag verbringen wollten, aber das zeigte sich später war eine unberechtigte Sorge.
Wir begannen direkt meine Shoppingliste abzuklappern und trafen am Stand von Wu Dram Clan und Maison Aurian die außerordentlich nette Ehefrau vom Betreiber der Maison Florent Soulhol, welche uns auch sofort zu einem Besuch in Südwestfrankreich einlud um uns selbst vor Ort überzeugen zu können. Der Armagnac, den Ich dort im Glas hatte, war die Messeabfüllung von WDC und Aurian: Ein 1974er Bas-Armagnac auf 49,4%, der mir außerordentlich gut gefiel. Aufgrund des angemessenen Messepreises von 150€ (und des Presplits ) musste Ich davon direkt eine Flasche mitnehmen. Wir gingen dann weiter zum Catawiki Raritäten Stand, den man aus Berlin kennt, hier aber in einer deutlich fokussierten Ausrichtung auf die gesamte Spirituosenbreite aus Whisky, Cognac, Armagnac und auch einige Hochkarätige Rums. Es wäre zuviel jetzt hier aufzuzählen, was genau dort alles an offenen Flaschen vorhanden war. Aber an alten Caronis, Demeraras und Agricoles war auf jeden Fall einiges zu bieten.
Von dort aus ging es für uns zu Swell de Spirits und dem ersten wirklichen Highlight des Events. Bis hierhin sollten wir noch ab und zu für unsere Gläser bezahlen, was Ich vollkommen nachvollziehen kann. Die Spirituosen, die wir tranken, waren extrem hochwertig und lange gelagert. Natürlich hat das auch seine Preise. Und über 2-5€ pro Glas kann sich in den heutigen Zeiten wirklich niemand beklagen. Aber bei Swell de Spirits merkte man sofort, daß Michael Barbaria eine andere Schiene fuhr. Er war nur da um seine tolle Marke vorzustellen und seine Produkte einem “Fachpublikum” zu zeigen. Er hatte weder Flaschen zum Verkauf dabei, noch wollte er für die ausgeschenkten Gläser etwas haben. Er hatte 6 Armagnacs, 7 Cognacs und den 1996er Barbados WIRD Rum dabei. Wir begannen mit den Armagnacs und er zeigte uns einen tollen 1976er Domaine de Jouatmaou (ja heißt wirklich so ) auf angenehmen 41,3%. Meinen Geschmack traf er damit direkt voll, da mir durch die Temperaturen nicht dauerhaft nach 60%ern zu Mute war. Als zweites schenkte er einen 1990er Domaine de Mestépès aus, der sogar noch verfügbar sein sollte in den gängigen Shops. Dieser Armagnac ging mehr in die klassische Richtung der schweren, holzigen Armagnacs der 90er Jahre und hatte nicht mehr so viel Leichtigkeit und Fruchtigkeit wie der 76er davor. Allerdings glaube Ich, daß gerade der schwerere, hölzerne Stil mehr Freunde in der Armagnac-Welt haben wird. Es folgte das absolute Messehighlight. Da Ich mir mit den verschiedenen Cognacs unsicher war, welchen Ich wollte, schenkte mir Michael einfach blind einen ein. Und herrjeh… So etwas geiles! Im Glas befand sich eine Sonderabfüllung für den Distributor Antelope aus Macau. Ein Blend aus Cognac Pruniers der 1940er Jahre auf 28 Flaschen limitiert auf kräftigen 54,2% abgefüllt. Ein ganz wundervolles Teil. Ich wollte aufgrund der nicht existenten Verfügbarkeit für den europäischen Markt gar nicht nach dem Preis einer solchen Flasche fragen. Und im Nachhinein ist es vielleicht auch besser so. Eine Flasche bleibt in Frankreich bei Swell de Spirits, die Nr. 2 hatte er dabei für Messen und besondere Anlässe und die restlichen 26 Flaschen gingen nach Macau und Hong Kong. Also wirklich eine einmalige Gelegenheit. Im Glas hatte Ich einen gehaltvollen, kräftigen Cognac der keinesfalls überlagert war oder unangenehme Bittertöne aufwies. Da mir hier die Erfahrung fehlt, kann Ich ihn auch nur schwer mit Anderen vergleichen. Wir redeten lange weiter mit Michael und man merkte die unglaubliche Leidenschaft und Energie, die er für das Thema Spirituosen hat, was man allerdings auch an allen anderen Ständen bemerken konnte.
Überhaupt war die Stimmung im Raum unglaublich positiv. Jeder hatte etwas zu erzählen, überall konnte man interessante Geschichten und Hintergrundinformationen aufgreifen und es herrschte eine ausgesprochene Gastgeberfreundlichkeit an jedem Stand.
Decadent Drinks hatte ebenfalls eine große Auswahl an Cognac und Armagnacs dabei, sowie einige Rums. Er versicherte mir, daß der neue Clarendoni total geil sei, also werde Ich ihn vielleicht doch mal probieren müssen . Darüberhinaus hatte Angus MacRaild auch einige Flaschen aus seinem privaten Bestand dabei und so konnte Ich hier eine weitere Cognac-Rarität verkosten. Ein Henessy VSOP aus den 30ern. Tolle Erfahrung und auch hier wieder unglaublich gehaltvoll und tiefgründig. Meine Freundin bemerkte, daß die Flasche selbst so aussah, als wäre sie gerade von der Titanic geborgen worden und auch das machte den Charme dieser Abfüllung aus.
Wir waren später noch beim Tasting von Maison Aurian, wo uns Florent nochmal sein Haus und deren Handeln genauer vorstelle und wir 4 verschiedene Armagnacs probieren konnten. Leider war durch die Sommerhitze der Sauerstoff nur sehr begrenzt dort unten in den Tastingräumlichkeiten und so konnten wir die Veranstaltung nicht uneingeschränkt genießen. Das Tasting an sich war aber wie erwartet eine schöne Erfahrung mit tiefen Einblicken in die Arbeitsweise der Maison.
Besonders möchte Ich dann noch auf die Cocktailangebote der Veranstaltung hinweisen. Zum Einen Leo am Stand von Grape of the Art, der einige tolle Eigenkreationen präsentierte, die meiner Freundin und mir unglaublich geil schmeckten. Alles gemixt mit weißem, ungelagertem Armagnac, wo mir bis dahin gar nicht klar war, das es das überhaupt in Flaschen abgefüllt gibt. Besonders hervorzuheben ist der Blanche & Peach, der es in diesem Sommer garantiert häufiger in unseren Garten schaffen wird.
Darüberhinaus blieben wir dann noch sehr lange am Stand von Axel Schneider von Jacobi Spirits, der einen Kontrast zum Rest der Aussteller bildete. Hier standen keiner verstaubten, uralten Nerd-Abfüllungen für hunderte und mehr € herum, sondern es ging um die Mixability und die Bar-Tauglichkeit von Armagnac. Er hatte 3 Altersstufen dabei: VS, VSOP und XO und benutzte diese Armagnacs um damit einen leichten Sommerdrink “Aristocrat” zu produzieren mit Armagnac VS, Lillet Blanc, Ginger Ale und Zitronenzeste. Dieser Drink traf bei uns voll ins Schwarze und wir blieben sicherlich 2 Stunden am Stand von Jacobi um mit Axel und seiner wundervollen Ehefrau Nicole über die Bartauglichkeit von Armagnac zu philosophieren und da schöne Leben an sich. Uns wurde ein Drink nach dem Anderen vor die Nase gestellt und irgendwann hörte Ich mit dem Zählen auf. Das Zeug ging runter wie Wasser und die Zeit verflog wie im Flug. Ich nahm einige Flaschen für unsere Hausbar zu sehr günstigen Preisen mit und Ich bin mir sicher, daß dies auch nicht unser letzter Kontakt mit den Beiden gewesen sein wird.
Auch hier möchte Ich nochmals auf den schönen Kontrast der Aussteller hinweisen. Jacobi Spirits versuch eben gar nicht die alten Single Casks abzufüllen, sondern es geht wirklich um die Positionierung in Bars. Dies funktioniert außerhalb Europas auch ganz gut, wie uns Leo am GotA-Stand vorher erklärte. In den USA gibt es in jeder namhaften Bar einige Armagnac-Cocktails.
Abschließend bleibt zu sagen, daß wir trotz der überschaubaren Anzahl an Ausstellern es zu höchstens der Hälfte an den Stand geschafft haben. Und auch dort hätten wir noch erheblich mehr Zeit gebrauchen können. Die anfängliche Sorge der geringen Größe wandelte sich also eher ins Gegenteil, denn ein Event in der Größenordnung ist natürlich viel familiärer und übersichtlicher. Und so war auch der Umgang untereinander egal ob zwischen den Besuchern oder den Ausstellern.
Desweiteren möchte Ich nochmals auf die außerordentliche Arbeit von @Junsas und seinen Shop Armagnac.de hinweisen. An vielen Ständen hörte man nur bei Nachfragen nach verfügbaren Flaschen oder Endpreisen die Aussage: “Please ask Sascha”. Für die anwesende Armagnac-Szene wäre in Deutschland wohl gar nichts möglich ohne die großartige Arbeit, die du in deinem Shop leistest.
Und auch dieses Event wäre ohne das bisherige Handeln ja komplett unmöglich gewesen.
Bis hierhin hat vermutlich eh keiner gelesen, also bleibt mir nur nochmals Danke zu sagen, wir kommen auf jeden Fall wieder bei einem eventuellen 2. GAF nächstes Jahr.
Bilder folgen in den nächsten Posts!