Derzeit sehe ich dbzgl. zum Glück noch keinen Handlungsbedarf, da der weit überwiegende Teil der gegenwärtigen Nutzer offenbar schon längst über den Einsteigerstatus hinaus ist.
Man hat im Zuge der damaligen (m.E. notwendigen) Gründung der Facebook-Gruppe “German Rum Association” allerdings gesehen, wie unterschiedlich Wahrnehmungen und Befindlichkeiten sein und wie schnell sich Wege teilen können.
R(h)um ist natürlich ein globales Produkt. Überall dort, wo es das Klima erlaubt, dass Zuckerrohr angebaut werden kann, da gibt’s meist auch eine entsprechende alkoholische Verwertung. Ob das Produkt nun gut ist oder nicht, dass hängt natürlich in erster Linie vom Betrachter und dessen Gewohnheit bzw. dessen Zugang zu ähnlichen, vergleichenden Produkten ab.
Es stellt sich jedoch generell die Frage, warum man ein Produkt, was im Zuge einer Reifung (aber nicht nur im Zuge der Reifung, Stichwort zB Fermentationprozess/-dauer, Hefen etc) grundsätzlich nochmal an Qualität gewinnen kann, lieber durch zB Zuckerzusatz aufhübscht und “zugänglich” macht.
Daniele Biondi von Velier hat gerade in Berlin wieder einen sehr guten (& extrem nerdigen) Vortrag zum groben Themenbereich Volumenanteil der chemischen Geschmacksträger im R(h)um gehalten und dabei ebenfalls kurz den Bereich Zuckerung u.ä. gestriffen.
Wer die Möglichkeit hat und vielleicht noch nicht so tief im Thema puristischer Rum steckt, der sollte sich den Vortrag zukünftig (oder gar bei YouTube??) vielleicht ebenfalls mal reinziehen.
Aber egal, was ich die letzten beiden Jahrzehnte gelesen, gehört oder selbst getestet habe, das Ergebnis war immer gleich:
Ein handwerklich wirklich guter Rum braucht keinerlei Zusätze. Punkt.
Was die Zuckerung oder die Zugabe von Glycerin u.ä. betrifft, kann man m.E. ebenso behaupten, dass die eigentlichen Gründe hierfür in Form von wirtschaftlichen Vorteilen oder gar Zwängen bei einer entsprechenden Langzeithandhabung marketing-strategisch als “Tradition” vermarktet werden können.
Marketing ist nun einmal alles, das sehen wir auch im puristischen Bereich.
Und nicht überall auf der Welt können und wollen die lokalen Bottler noch kostenintensivere Luxusprodukte für den Markt anbieten.
Da ist vielleicht auch mal Kreativität gefragt, um Kunden zu erreichen & damit gut wirtschaften zu können…
In der EU konnte man zu diesem Thema zumindest einen Kompromiss erzielen.
Aber weniger als 20g waren in Anbetracht der unterschiedlichen Interessen von Großkonzernen und puristischen Vertretern auch hier offenbar nicht durchsetzbar…
Und wir sind sicherlich dbzgl. nicht der Nabel der Welt. Ganz klar.
Wie dem auch sei, derzeit spielt dieses Thema noch keine Rolle.
Sollte aber die Sweet Rum-Horde über Nacht einfallen & permanent ihre neuesten Errungenschaften posten & diskutieren, dann könnte es hinsichtlich der Abgrenzung durchaus interessant werden…