Hast du da noch mehr Details dazu? Ich bin Chemiker und weiß daher, dass Oxidation eine eher langsame Reaktion ist und auch Veresterung eine Gleichgewichtsreaktion und bei Raumtemperatur eher langsam ist. Ich möchte dir nicht widersprechen, würde aber vermuten, dass die beiden von dir genannten Reaktionen eher eine untergeordnete Rolle spielen.
Das ist der Content für den ich hier bin. Her mit den Chemie-Details über Stahltankreifung!
Keine Quellen, die sich auf Rum speziell beziehen.
Es gibt aber genug Quellen im Internet zur subtraktiven/reduktiven Reifung von Wein im Stahltank, wobei hier der Stahltank ja genutzt wird, um den Wein vor Oxidation zu schützen, da ja kein Austausch mit der Umgebung stattfindet.
Fast jedes Destillat wird in irgendeiner Form subtraktiv zur Reifung gebracht. Auch kleine Obstbrenner lagern ihrern Rohbrand erst einmal im Stahltank und eventuell nach der Verdünnung mit Wasser auch noch einmal in einem Glasballon.
Eben da die Einstellung des chemischen Gleichgewichts zwischen Alkohol, Carbonsäure, Ester und Wasser bei Raumtemp. ein ziemlich langsam verlaufender Prozess ist, ist es nicht mit einem kurzen Aufenthalt im Stahltank erledigt, weswegen Samuel für den entsprechenden Savanna ja sagte “mindestens ein Jahr im Tank, eher zwei”, bis er so weit ist.
@Schnubbii
Zudem kann der Stahl noch unangenehme, schwefelhaltige Komponenten aus dem Destillat entfernen.
Ich dachte immer, dass die meisten Ester direkt beim Brennen entstehen (abseits einer möglichen Fassreifung natürlich). Aber kann schon sein, dass da über die Zeit im Glasballon oder Stahltank noch eine Art Nachreaktion oder Einstellung des Gleichgewichts stattfindet.
Beim Wein ist das noch etwas anders gelagert, da Wein Enzyme enthält und weiter “arbeitet”, wohingegen Brände “tot” sind.
Meines Wissens nach werden schwefelhaltige Komponenten eher beim Brennen entfernt. Das ist ja der Grund, warum man Kupfer verwendet - weil Kupfer Schwefel besonders gut bindet.
Nich im Stahltank, aber über die Entstehung von Ester-Verbindungen im Fass gibt es hier einen sehr schönen Artikel von Matt:
Völlig richtig, Kupfer kann das noch viel effektiver entziehen. Auch in den stählernen Column-Stills sind Bestandteile aus Kupfer enthalten, um möglichst viele Schwefelkomponenten zu entfernen.
Wie man aber beim New Make von manchen Single Malts erkennen kann, können aber dennoch noch genügend enthalten sein, um einen nachhaltigen Eindruck zu erzeugen.
Sehr guter Artikel, kannte ich sogar schon. Hier kommt allerdings die Erhöhung des Estergehalts durch den Angels Share zustande, weil der Alkohol schneller verdunstet als die schwerer flüchtigen Ester.
Im Stahltank sollte es nach meinem Verständnis nach keinen oder zumindest kaum Angel’s Share geben.
Scheint bei Savanna nichts ungewöhnliches zu sein. Der Very Rare Casks #2 ist Ende 2001 ins Fass gekommen, 2024 abgefüllt aber nur 17 Jahre “tropical ageing”. You do the math.
Die meisten Ester entstehen bei der Gärung. Vereinfacht ausgedrückt: Alkohol + Säure = Ester
Deshalb bezieht sich die Rezeptur für ein bestimmtes Mark zum überwiegenden Teil auf diesen Prozessschritt der Rumherstellung.
Hast du dazu eine Quelle? Denn die Temperatur ist bei der Destillation ja deutlich höher und damit auch die Reaktionsgeschwindigkeit.
Wenn wir schon beim Thema „Chemie“ sind, habe ich auch ein kleine Frage zur Destillation.
Meines Wissens ist es nicht möglich, dass die destillierte Spirituose Zucker enthält, direkt nach der Destillation.
Zucker kann nicht destilliert werden (sagen zumindest meine Bücher).
Grund der Frage: auf der village war ein Anbieter vollends überzeugt, dass Restzucker im Destillat landet und der Rum daher so süß ist. Das war am Barbancourt-Stand,
Da hatte der Aussteller auf der Village aber wenig Ahnung. Ein Rohbrand ist immer zuckerfrei.
Trotz Stahltank Ankündigung kann ich mir eigentlich nur Fass 911 vorstellen, da es genau 19y ist. Alternativ wäre ein REV 2006 natürlich auch nice.
Worthy Park oder Foursquare kann ich mir nicht vorstellen und wäre eher etwas enttäuscht da zu “Standard” Rang
Hier eine Quelle für die Esterbildung bei der Bierherstellung durch die Fermentation.
Die Ester bilden sich durch die Hefen, welche die entsprechenden Enzyme besitzen, wodurch die Esterkondensation massiv beschleunigt wird.
Zu hohe Temperaturen sollten für die Gleichgewichtslage der Veresterung eigentlich nicht förderlich sein, da sie meines Wissen exotherm verläuft.
Natürlich muss eine gewisse Reaktionsgeschwindigkeit durch die erhöhte Temperatur eingestellt werden, aber so ein Gärbottich heizt sich durch die Aktivität der Mikroorganismen eh schon ziemlich nah zur Optimaltemperatur der arbeitenden Enzyme auf.
Bei Barbancourt gabs nur so Hostessen
Hat uns auch einen vom Pferd erzählen wollen
Hab in einem Hampden Bericht gelesen, dass
die Esterkonzentration durch die Muckzugabe nachträglich nochmals nach oben getrieben wird,
Diese findet aber wohl erst nach der Gährung statt.
Sehr interessantes Thema.
keine weiteren Fragen, euer Ehren