German Rum Festival 2022:
Puhh, wo fang Ich dieses Jahr an?
Die grundsätzliche Vorstimmung war bei zumindest bei mir deutlich geringer als noch in den Corona-Jahren aus verschiedenen Gründen. Jedoch konnte Ich erfahren, daß es vielen so ging wie mir, da dieses Jahr einfach wieder andere Dinge im Vordergrund standen (Urlaube, andere Hobbies, Inflation).
Nichtsdestotrotz war das Berlin Wochenende fest eingeplant und wieder ein voller Erfolg. Freitag Abend begannen wir beim 1423/SBS-Tasting geleitet von Joshua Singh. Die wundervolle Nina schenkte uns dort 4 neue weiße Rums aus, die wir zum Einen pur und zum Anderen als Daiquiri verkosten durften. Das Ganze fand in der wundervollen Bar Franzotti statt. Im Glas hatten wir einen Port Mourant, Dom. Rep., Long Pond TECA und einen Martinique Grand Arome. Alles unaged ohne Lagerung, weiß, hoher Estergehalt und auf angenehmen 57%. Und die Überraschung des Abends war für mich (und meinen Tisch) sicherlich der DomRep. Tolle Nase und Geschmack und auch im Daiquiri eine gute Figur abgegeben. Der TECA war auf ähnlich hohem Level, allerdings waren dort die Erwartungen auch bereits höher. Der Martinique war pur nicht mein Fall, im Daiquiri aber in Ordnung (nach Verdoppelung der Dosis). Einzig der Guyana PM stank ab und erinnerte alle eher an einen Obstler. Vermutlich waren wir hier einfach zu sehr an sehr lange Lagerungen gewöhnt und konnten mit dem ungereiften Rum nichts anfangen. Die Flaschen sind als Mixer konzipiert und kommen wohl für 35-40 Muscheln bald in den Handel. Wer also hochwertige Mixer mit mehr Bumms sucht, sollte hier definitiv zugreifen. Die Flaschen kommen auch in der klassischen dunklen Rotweinflasche mit schönen Labels daher.
Das Tasting an sich war super geleitet von Joshua und im Raum waren circa 25-30 Leute anwesend, darunter auch viel Rum-Prominenz. So ergaben sich viele höchst interessante Gespräche, die nahtlos am Samstag auf der Messe weitergeführt werden konnten.
Obwohl wir gefühlt früh gingen, waren wir am Ende doch erst um halb 3 im Bett, allerdings war der Start dieses Jahr am Samstag “erst” um 12, sodaß wir Samstag in Ruhe mit einem ordentlichen Frühstück beginnen konnten.
Auf der Messe, dann das übliche erste Abtasten und Rundgänge drehen auf der Suche nach den Neuerungen. SBS hatte einen 2020er Hampden PX-Cask dabei. RA einen 82er Jamaica Blend, 91er Uitvlugt, einen Bellevue aus Guadeloupe und einen Barbados (glaube WIRD). Velier kam mit einem wunderschönen 3,5 Jahre alten Clairin aus Haiti, der im Whisky-Fass gereift war und so frisch aus Haiti eingetroffen war, daß man ihn noch selbst etikettieren musste/durfte (tolle Erfahrung ! ). Spirit of Rum brachte noch ihren neuen Rum mit (Belize meine Ich?). Und die üblichen anderen großen Marken waren natürlich auch vertreten.
Äußerst interessant waren der Schotman’s Stand, wo man Peated Rum bekommen konnte. Im letzten Jahr wurde man schonmal aufmerksam auf die Marke nachdem ein Peated Caroni in kleinster Auflage veröffentlicht wurde. Dieses Jahr hatten sie einen tollen Barbados dabei. Kirsch hatte einen schönen Raritäten Stand an dem man auch einige Juwele dabei hatte aus bekannten Abfüllungen der letzten Jahre. Catawiki hatte witzigerweise aber einen interessanteren Raritäten Stand gar nicht so weit entfernt davon, an dem es einige historisch ältere Abfüllungen gab und der im späteren Verlauf des Abends der Nerd-Sammelpunkt werden sollte.
Meine beiden Highlight-Stände waren jedoch relativ schnell ausgemacht: Romdeluxe aus Dänemark mit 2 der 3 Gründer anwesend und ihrer brachial geilen Neuauflage aus der Wild Series. Einem 2 Jahre alten Hampden HGML auf soliden 86%. Ein affengeiles Teil, der mich voll überzeugen konnte und auch sonst super ankam. Dazu kam, daß Ich mich schon Freitag Abend mit den beiden Dänen in tiefe fachsimpelnde Gespräche verwickeln konnte in der Bar Franzotti, die dann am Samstag weitergingen. So musste Ich mich am Samstag quasi durch ihr halbes mitgebrachtes Sortiment probieren, da die Beiden sehr an meinen Meinungen interessiert waren. Insgesamt eine tolle Marke mit unglaublich sympathischen Besitzern. (Ergänzend nur die Info, daß wir hier von keinen billigen Abfüllungen reden. Der 2 jährige 86% Jamaikaner kommt beispielsweise auf 200 Muscheln daher und in Kleinstauflage).
Der andere Stand, der einen Großteil meiner Zeit beanspruchte war der Stand von Grape of the Art / Armagnac.de. Auch hier habe Ich sicherlich einige Stunden verbracht und mich durch verschiedenste uralte französische Spirituosen probiert (z.B. ein 50-jähriger Cognac, der absolut frisch und rund geschmackt hat ohne irgendwie alt zu wirken). Aber auch durch einige Faßproben, der möglichen Abfüllungen fürs nächste Jahr. Insgesamt total sympathische Jungs, die mein wachsendes Interesse am Armagnac nur noch weiter anfeuerten. Dazu lange Gespräche mit Oliver über die Zukunft von RumX und mögliche Änderungen im späteren Abendverlauf.
An Tastings waren wir auf dem Savanna Tasting, daß eine mittlere Enttäuschung war und relativ lieblos runtergerattert wurde von einer Marketingfrau. Vermutlich waren wir nicht die Zielgruppe des Tastings, sondern eher Einsteiger. Später waren wir dann auf dem Velier Tasting und mein Fanboy-Herz ging vollends auf. Der italienische Vortragende sprühte nur so vor Lebensfreude und Rumwissen. Aus jeder Pore sprach die Leidenschaft für die Branche und das Geschäft Veliers. Wir erfuhren viele Basics zu Ester und Produktionsschritten, aber vor allem Einblicke in die Produktionsbedingungen auf Haiti in der Clairin-Produktion (Passend zum mitgebrachten Messe-Clairin). Zwar blieben alle Eindrücke recht oberflächlich, aber das war wohl der Zeit geschuldet, denn man merkte deutlich das wir leider überall nur an der Oberfläche der Thematiken kratzen konnten. Vielleicht wäre ja hier nächstes Jahr ein Masterclass-Tasting denkbar um mehr in die Tiefe gehen zu können.
Wir schlossen den Samstag Abend nach 9 Stunden Messe-Besuch mit einem vernünftigen Abendessen ab um danach platt bei den letzten Gläschen den Abend ausklingen zu lassen.
Sonntag ging es für mich bereits, da Ich mir nicht den Montag freinehmen konnte und nur einen Messetag hatte.
Vielen Dank an alle Menschen, die Ich wieder treffen durfte dieses Wochenende und an all die tollen Geschichten und Gespräche, die dabei entstanden. Allen voran natürlich dem herzallerliebsten Gunnar, der wieder für Unterkunft und gute Gastgeberschaft sorgte. Vergiss nicht, deinen Westdeutschland-Besuch nächstes Jahr einzuplanen !
Aber auch wieder vielen Dank an alle Anderen. Es war ein Fest.