Rumprojekt aus Herzogenaurach

---- ich hoffe die Kategorie passt, ansonsten bitte umziehen ----

Ich möchte euch unser kleines Rumprojekt vorstellen, das @Jarek und ich im Jahr 2021 gestartet haben.

Motiviert durch die Leidenschaft zum Rum, die permanenten Online Tastings bei Depot und die Langeweile in der Coronazeit, wollten wir irgendetwas Eigenes mit Rum machen, rein zum Spaß, ohne jeden Vermarktungshintergrund.

Über das Netzwerk von bekannten Rum-Nerds sind wir dann an Ansprechpartner und an diverse Kostproben gekommen. Letztlich haben wir uns für einen 8 Jahre gelagerten Foursquare mit Fassstärke 63% entschieden, den wir Ende 2021 von Nicholas Kröger erhalten haben.

Weiterhin konnten wir bei einigen Rumherstellern auch wertvolle Tipps und Informationen sammeln, z.b. bei „Rumult“ oder „Feinbrennerei Simon“. Wir hatten ja null Ahnung und waren für jede Information dankbar. Außerdem war Corona voll im Gange und die wenigen persönlichen Kontakte waren zu diesem Zeitpunkt eine schöne Abwechslung (für mich umso mehr, denn Jarek musste immer fahren und ich konnte fleissig trinken :grinning:)

Anfang 2022 haben wir bei Fass-Eder ein zurückgebautes 20 Liter Ex-Cognacfass gekauft und mit dem Rum befüllt. Das Fass lag die ersten 2 Monate im Keller bei Jarek, jedoch hat sich geschmacklich nicht viel getan. Lag vermutlich an den konstanten 20 Grad im Heizungskeller.

Wir haben das Fass daraufhin in eine alte Scheune verfrachtet, direkt unter ein nicht isoliertes Dach. Hier hatten wir ab Mai starke Temperaturschwankungen Tag/Nacht von 10-20 Grad und endlich passierte auch etwas mit dem Destillat.

Während der Lagerzeit haben wir noch allerhand Kleinkram besorgt, um die Flaschen abfüllen zu können. Natürlich sollten die Flaschen auch mit Wachs versiegelt werden und eigenes Label erhalten. Wenn schon, denn schon !

Unsere Abfüllanlage gehört jedenfalls eindeutig in den Bereich der „artesanalen“ Abwicklung 

Nach 6 Monaten in der Scheune haben wir das Fass im Sommer 2022 geleert und in voller Fassstärke abgefüllt. Eine Flasche wanderte auch direkt in den RumX Adentskalender, als Samplebonus für den 25.12. und 26.12. (direkter Vergleich zwischen dem Originaldestillat und unserem Cognacfinish). Siehe RX13848

Letztlich war der Rum – vermutlich aufgrund der langen Lagerzeit - zu hölzern.
Aber summa summarum waren wir mit den ersten Erfahrungen bei unserem Projekt doch sehr zufrieden.

Und wie heisst es so schön: „nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ !

Schließlich hatten wir ein leeres Fass und jede Menge Zubehör, das wiederverwendbar ist.
Also haben wir nach dem Bottling gleich weitergemacht und 20 Liter Rotwein in das Fass gefüllt, um es für ein weiteres Finish zu impfen. Der Wein lag von September 2022 bis April 2023 im Fass.

Ende 2022 erhielten wir von Sebastian (Ron Artesano) einen 10 jährigen Panama Rum mit ca. 54%, den wir im April‘23 in das Fass gefüllt haben. Das Fass liegt wieder unter dem Scheunendach.
Den vorgelagerten Rotwein mit leichten Foursquareeinschlag haben wir natürlich aufgehoben, denn wir sind ja nachhaltig und verwenden alles wieder. Tatsache ist, er schmeckt wirklich gut :wink:

Der Rum hat bereits nach 2 Monaten einen deutlichen Rotweinstich und neben der Farbe auch schön an Aroma zugelegt. Er kommt Ende Juni und damit auch deutlich früher raus, als sein Vorgänger, denn wir haben ja dazugelernt. Ein eigenes Label gibt es natürlich auch und es wird wieder in voller Fassstärke abgefüllt. Wenn alles klappt, erhalten wir erneut ca. 30 Flaschen. Wir sind jedenfalls sehr gespannt.

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Wie es danach weitergeht wissen wir auch noch nicht genau. Wir überlegen das Fass evtl. nochmals zu belegen, sofern es überhaupt noch etwas aufnehmen kann. Alternativ könnten wir uns für eine kurze Übergangszeit auch vorstellen, einen kleinen 5 Liter NavyRum Blend zu kreieren, bestehend aus unseren Rum-Restbeständen Jamaica, Guyana, Barbados und Trinidad (nein, sicher kein Caroni :wink:)

Vielleicht habt ihr ja auch noch ne coole Idee.

Wir halten euch auf den Laufenden.

Jarek und Flo

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Klasse Bericht, coole Idee und Respekt für Euren Einsatz!
Es ist mit Sicherheit ein besonderes Erlebnis seine eigene Abfüllung zu genießen :+1:t2:

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Ja, alle zwei Wochen Probeziehen ist schon ein Riesenspass, aber Abfüllen ist ein Event :joy:

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Ich zolle euch auf jedenfall riesigen Respekt.
Was mich auf jedenfall interessieren würde ist, was passiert, wenn man Rum, ob ungereift oder schon tropisch vorgelagert in ein altes Bierfass legt.
Wo vorher schon ein richtig gutes dunkles Bier drinlag mit schönen karamelligen Geschmack.
Meine Bedenken wären da nur ob es nicht dann evtl einen bitteren Geschmack zieht.
Aber eigentlich gibt es ja in der fränkischen Brauereien ohne Ende, wo man sich auch mal auf die Suche nach dem perfekten Bier bzw. Fass machen könnte.

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Tolles Projekt, richtig geil nerdig :smiley:

Ist schon faszinierend, wie gut man sein Rum-Hobby ausleben kann, wenn man einfach mal Ideen entwickelt und die Sache dann auch anpackt. Danke für die Foto-Doku. Ich hin gespannt, was ihr als nächstes kredenzt.

Vielleicht mal einen Blend mit einem ordentlichen Ester-Anteil?

@zabo Ein Bierfass fänd ich auch interessant. Ich habe einen pensionierten Braumeister vor ein Paar Wochen mal gefragt, was er von der Idee hält, Rum darin reifen zu lassen. Er meinte, die Hopfenrückstände würde im Reifungsprozess wahrscheinlich einen erheblichen Teil der im Rum gewünschten Aromen neutralisieren (je nach Bierart und Reifedauer natürlich).

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Ja, das wäre die Idee bei dem Navy Blend.
Wenn wir in den nächsten Tagen den Panama abfüllen, müssen wir irgendetwas ins Fass tun was Austrocknung, Oxidation usw. verhindert.

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Infinity Fass :wink:

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Ja, so was Ähnliches :wink:

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Oder einstweilen mit einem einem billig Rum aus dem Discounter auffüllen bis einem eine bessere Idee einfällt.
Fragt doch evtl mal bei Sebastian von Artesano nach, ob er euch nicht ein paar Tips geben kann.

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Cool Projekt und coole Doku!

Wollt ihr beim Finishen bleiben oder auch mal eine längere Reife z.B. von etwas ungelagertem machen? Gibt ja z.B. so 3 Liter Agricoles mit 55%, die könnte man vermutlich schon reifen lassen. Dann aber eher wieder Richtung Heizungskeller?

(z.B.
LA MAUNY - Cubi 3L 55°, rhum blanc agricole AOC - Martinique
kenne den Shop nicht, dient nur der Illustration)

oder sogar hier mit 59%

edit. 4,5l Peret Labat 59 für 75€

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Dunkeles Bier ist eher Malzlastig und kommt dementsprechend mit wenig Hopfen aus. Als Hobbybrauer würde ich mich anbieten ein entsprechendes Imperial-Stout oder Quadrupel zu brauen :grimacing:

Edit: cooles Projekt und allergrößten Respekt

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Was mir noch ganz verücktes einfallen würde, wäre ein unaged Ghana und diesen einfach mal etwas länger nachreifen lassen oder sogar mit einem unaged Jamaicaner zusammen ins Fass.
Finden sich bestimmt ein paar Verrückte die an diesem Experiment/Fassteilung was dazu sponsern. Ich wäre bei sowas dabei

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Das klingt nach einem klasse Projekt und vorallem Respekt, dass ihr am Tüfteln seid. Bin gespannt, was euch in Zukunft noch einfallen wird.

Zabos Idee mit dem Ghana Rum finde ich gut ( nicht zuletzt, weil mir Rum aus Ghana zusagt) da das noch eine Ecke ist, aus der wenig auf dem Markt ist und sich so sicherlich einige Ideen umsetzen lassen können, die mit anderen Rums schon reiflich durch getestet wurden.
Südafrika aka Mhoba wäre auch eine ziemlich interessante Idee, welche ich spannend finde.

Aber wichtige Frage: wo und wie kommt man in den Genuss von eurem Rum im Sinne eines Samples o.ä.?

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Die Idee hatten wir auch schon. Von Ghana und Mhoba sind wir beide begeistert.
Das grösste Problem ist an den Grundstoff zu kommen. Wir hatten viele Anfragen gestartet, die meisten ohne Antwort. 20l wären den Destillen meist zu wenig und viele Zwischenhändler wollen einfach nicht.
Die Idee mit dem Agricole aus den Kartons ist nicht schlecht, viel höher als mit 59% kommen die auch dort nicht ins Fass.

Samples oder Flaschen werden natürlich verfügbar sein :wink:
Beim letzten Mal haben wir was zum Kalender beigesteuert. Diesmal kann man sich was Anderes überlegen.

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Ghana/Jamaica wäre wirklich top. aber meine Nanny Flasche opfere ich nicht :slight_smile:

Die große Herausforderung ist wirklich die Beschaffung. Wir konnten uns glücklich schätzen mit Nicholas und Sebastian zwei “Lieferanten” gefunden zu haben, die so ein Spaßprojekt bereitwillig unterstützt haben.
Wir haben 'zig potentielle Lieferanten angeschrieben, aber viele wollen ihre Quellen auch nicht verraten oder den ggf. aufwendigen Durchlauferhitzer spielen für die Kleinmenge.
Habe auch schon E&A Scheer angeschrieben, um etwas mehr nach unseren Wünschen zu bekommen (Jamaica, 3-5 Jahre, mittlerer Estergehalt). Auch bei den Destillen war ich vorstellig (z.b. verweist Hampden auf Fock&Sohn).
Aber ein Agricole wäre bei dem PLV tatsächlich auch eine Überlegung wert.

Genau das macht aber den Reiz aus…immer was neues probieren und sein Netzwerk erweitern.

Der Agricole Gedanke setzt sich immer mehr fest… :slight_smile:

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Schade, dass da so geblockt wird. Aber notfalls echt einen Fasssplit wo jeder aus dem Forum eine Flasche unaged beisteuert 0,7l zum Händlerpreis sich besorgt. Angelshare dürfte es nicht viel geben und man bekommt dafür 0,5l wieder zurück. Der Rest kann ja dann gesplitet für Samples oder für weitere Flaschen zu euren Gunsten genutzt werden. Evtl dann eben einen kleinen Aufschlag für Flaschen, Label etc.
Also ich fände das fair und könnte mit sowas leben.
Jeder weiß auf was er sich einlässt und wenn es eben nix wird und der Rum ungenießbar sein sollte, was ich nicht denke. Könnte ich auch damit leben.

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Der Agricole hat es uns gerade angetan. Falls du/ihr noch weitere Händler kennt, bei denen es Großpackungen zu moderaten Preisen gibt, immer her damit. Wir brauchen 20 Liter :slight_smile:

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In der Whisky-Welt gab es mal ein cooles Projekt, wo angebrochene oder ungewollte Flaschen eingesammelt und re-destilliert wurden. Wäre eine Variante, um “Ausgangsstoff” zu bekommen. Bräuchte man natürlich ein Destillier-Gerät*, aber vielleicht spielt da auch eine örtliche Schnapps-Brennerei mit. Ist vermutlich um einiges einfacher, als von den Distillen direkt zu beziehen.

*) Das ist der Fachausdruck :wink:

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Das freut mich! Das Stand länger auf meiner Liste, aber der Invest war mir zu groß.

Von Pere Labat gibt es diese 4,5l in Guadeloupe Shops sehr günstig. Vielleicht kann man mit dem Shop vor Ort oder oder der Destille einen Deal aushandeln.

Weil das ja ein echtes Produkt und keine Bulkware ist, kann man das vielleicht einfacher kaufen.

Vielleicht kennt Jarek noch einen lokal, der zwei große Pakete schnüren kann.

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Als ich vor Ort war habe ich bei manchen Destillen nachgefragt. Gerade das fertige Produkt dürfen sie nicht nach Europa versenden, weil sie sonst mit ihrem Distributor Problemen bekommen. Habe jetzt einen lokalen Laden angeschrieben. Vor Ort kosten die 4,5l Pere Labat 59° unter 40,- Euro. Mal schauen was der Versand kostet. Die Alkoholsteuer käme auch noch hinzu, aber so weit ich weiß immerhin keine MwSt.

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